Als Hörige des Hofklosters wurden wir zunächst am Marienbrunnen bei der Hofkirche gerichtet.
Ab Mitte des 13. Jahrhunderts erlaubten uns die Habsburger, selbst Gericht zu halten – dies geschah dann am unteren Fischmarkt, bei der Gerichtslinde.
Später wurde das erste Rathaus Luzerns (Vorgänger des heutigen Hotel Des Balances) Gerichtsort – die Vollstreckungen fanden an der Richtstätte Sentimatt statt.
Lage der Sentimatt-Richtstätte
Zwischen der Dammstrasse und Sentimatt 1, direkt an der Reuss, ausserhalb der ehemaligen Stadtmauern. Heute befindet sich dort ein Parkplatz, links die Pädagogische Hochschule, rechts eine Betonmauer, dahinter der Sonnenbergtunnel.
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| Genauer Standort der Richtstätte Sentimatt, Schumacherplan auf Google Maps, Altrosa=Richtstätte, Rot=Kallenberg (Schafott) |
Die Richtstätte Sentimatt auf dem Schumacher-Plan
Auf dem Schumacherplan von 1790 erkennt man die Richtstätte deutlich:
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Eingezäuntes Grundstück ausserhalb der Stadtmauern
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Haupthaus mit drei Stockwerken, Nebengebäude
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Garten mit Bäumen (vermutlich Apfelbäume)
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Ein abgesperrter Bereich mit einem Loch – wohl zur Beseitigung der Leichen
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Kreisförmige Erhebung in der Mitte des Anwesens: der Kallenberg.
Begriffserklärung: Der Kallenberg oder Kahlenberg ist ein Schafott aus Stein, auch Rabenstein genant – also die gemauerte, runde oder achteckige Plattform (die "Bühne"), auf der die blutigen Hinrichtungen wie Enthauptungen oder das Rädern stattfanden.
Wer alles im Haupthaus lebte, bleibt ungewiss – vermutlich die Familie des Nachrichters, seine Knechte und Mägde. Trotzdem erscheint das Gebäude bemerkenswert gross. (Weitere Informationen zum Schumacherplan)
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| Richtstätte Sentimatt auf dem Schumacherplan |
Darstellung bei Diebold Schilling
In der Diebold Schilling Chronik ist die Richtstätte Sentimatt ebenfalls zu sehen – mit der Reuss und im rechten Hintergrund hinter den Rauchschwaden die Museggmauern.
(Weitere Informationen zu diesem Bild: Hier)
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| Diebold Schilling Chronik 1513, Folio 174 v - Wikimedia |
Zweite Richtstätte ab Mitte des 16. Jahrhunderts
Etwa ab 1562 wurde in Luzern eine weitere Richtstätte bei der damaligen Emmen-Brücke eingerichtet – dort, wo Reuss und Emme zusammenfliessen, auf der linken Flussseite.
Die Sentimatt wurde fortan ausschliesslich für Enthauptungen genutzt.
- Die „Elevation der Stadt Luzern“ (aka Schumacherplan), Franz Xaver Schumacher (1755-1808)
- Die Schweizer Bilderchronik des Luzerner Diebold Schilling (Luzerner Schilling) 1513 und Kommentarband, 1981, Alfred A. Schmid (Hrsg.)
- eigene Recherchen


